Heute entscheiden sich immer mehr Kliniken für eine digitale Pflegeplatzsuche. Das bietet auch stationären Pflegeeinrichtungen viele Vorteile. Wichtig ist, den richtigen Anbieter für das digitale Aufnahme- und Überleitungsmanagement zu finden.
Wenn ein alter Mensch aus der Klinik in ein Pflegeheim verlegt werden soll, muss oft auf die Schnelle ein passender Pflegeplatz gefunden werden. Dafür sind meist unzählige Telefonate und Faxe erforderlich. Das kostet Zeit und Nerven - sowohl der Klinik als auch der nachsorgenden Einrichtung.
Es geht auch anders. Heute nutzen nicht nur Patienten und Angehörigen immer häufiger das Internet, um sich zu informieren - auch Kliniken setzen zunehmend auf digitale Lösungen. Das betrifft auch die Suche nach einem freien Pflegeplatz. Seit 2017 sind Krankenhäuser gesetzlich zu einem Entlassmanagement verpflichtet. Hier kann die Digitalisierung vieles erleichtern - auch für Pflegeeinrichtungen.
Den richtigen Anbieter finden
Mit einer digitalen Lösung können sich Kliniken und Nach- sowie Weiterversorger aktiv miteinander vernetzen. Das erleichtert die Pflegeplatzsuche für alle Beteiligten. Dabei ist es wichtig, unter den vorhandenen digitalen Lösungen auf dem Markt die richtige zu finden.
Denn: Nur wer auf den richtigen Anbieter setzt, kann sich und sein Leistungsangebot optimal darstellen. Dabei gilt es, alle Risiken im Blick zu haben. Wer über den falschen Anbieter zum Beispiel das Wunsch- und Wahlrecht des Patienten beschneidet, begibt sich auf gefährliches Terrain. Auch ein zeitlicher Mehraufwand oder technische Störungen können Einrichtungen teuer zu stehen kommen. Wichtige Kriterien sind:
Fairer Wettbewerb und Markttransparenz: Anfragen von den Sozialdiensten der Kliniken sollten gleichzeitig an alle infrage kommenden stationären Pflegeeinrichtungen verschickt werden. Um die eigene Einrichtung dem Patienten vollumfänglich darzustellen, sollte man sein Leistungs- und Ausstattungsprofil einpflegen können. Wichtig ist zudem, dass die Pflegeeinrichtungen selbst keine freien Kapazitäten einstellen müssen. Die digitale Plattformlösung sollte sich immer einzelfallbezogen an die möglichen Nach- und Weiterversorger richten.
Transparente Information über die pflegebedürftige Person: Die Pflegeeinrichtungen sollten von der anfragenden Klinik digital ein pseudonymisiertes Patientenprofil mit Angaben zum Pflegegrad, speziellem Pflegeaufwand und weiteren Informationen erhalten. Damit können sie im Vorfeld einschätzen, um was für einen Patienten es sich handelt. Ein entscheidendes Feature ist zudem, dass wichtige Dokumente von der Klinik datenschutzkonform übermittelt werden können, zum Beispiel der Überleitbogen oder der Medikamentenplan.
Verzicht auf Scoring-Algorithmen: Alle Angebote, die sich durch die digitale Pflegeplatzsuche ergeben, sollten ohne Verzerrung und Bewertung an den Patienten weitergeleitet werden. Deshalb sollte auf den Einsatz von Scoring-Algorithmen komplett verzichtet werden. Nur so wird das Wunsch- und Wahlrecht des Patienten uneingeschränkt gewahrt. Einige Anbieter setzen Algorithmen ein, bei denen zum Beispiel die Reaktionszeit der Pflegeeinrichtung auf eine Anfrage bewertet wird. Dadurch wird jedoch bereits in den Auswahlprozess eingegriffen. Nachversorger sollten deshalb direkt beim Anbieter nachfragen, ob Reaktionszeiten bewertet werden.
System mit Vorteilen für die Pflege
Manche Systeme bieten lediglich Vorteile für Kliniken. Wichtig ist aber, dass die Pflege ebenfalls Vorteile hat, wie Such- und Filterfunktionen, Zugriff auf potenziell mögliche Patienten/Bewohner oder das Berichtswesen. Durch dieses einrichtungsübergreifende Arbeiten kann der Arbeitsaufwand merklich reduziert werden und so kann z. B. das Aufnahmemanagement zukünftig durch eine Person für eine unbegrenzte Anzahl von Pflegeheimen oder ambulanten Pflegediensten bearbeitet oder zumindest eine Vorauswahl getroffen werden.
Dadurch werden die Einrichtungen beispielsweise in die Lage versetzt, auf den Wohnbereichen Schwerpunkte in der Betreuung zu bilden und dafür die passenden Bewohner aufzunehmen. Das führt nachhaltig zu einer Qualitätssteigerung in der Pflege und Betreuung, steigert das Wohlbefinden der Bewohner und entlastet das Personal.
Bundesweit einheitliche Lösung: Wünschenswert wäre eine digitale Lösung, die bundesweit einheitlich ist oder zumindest für ein gesamtes Bundesland oder eine größere Region gilt. Viele Pflegeplatzbörsen treten nur als regionale Insellösung auf. Dadurch sind sie nicht in der Lage, ein vollumfänglich erweiterbares Netzwerk für alle Akteure des Gesundheitswesens abzubilden.
Immer mehr Nachversorger setzen auf eine
flächendeckende Lösung
Aktuell läuft ein großes Projekt in Baden-Württemberg, das eine flächendeckende Lösung für das digitale Entlass-, Aufnahme- und Überleitmanagement bietet. Bei diesem Projekt entschied man sich für den Pflegeplatzmanager, der schon mehrere Preise gewonnen hat. Er ermöglicht eine einheitliche Lösung für das ganze Bundesland - für Kliniken, Pflegeeinrichtungen und ambulante Pflegedienste. In Baden-Württemberg sind nun rund 85 % der Nachversorger über den Pflegeplatzmanagern vernetzt. In Kürze werden auch weitere Akteure des Gesundheitswesens eingebunden, wie Sanitätshäuser, Homecare-Unternehmen, Rehakliniken, Hausärzte und Krankentransporte. Auch für Privatpersonen wird das digitale Netzwerk in Kürze geöffnet.
Erschienen in Altenheim